Montag, 4. März 2013

Rezension: Berlin zum Mitmachen - Hands on Berlin


Heute möchte ich Euch ein eher aussergewöhnliches Buch vorstellen, das ich als Rezensionsexemplar via Blogg Dein Buch erhalten habe. 

Was ist Blogg Dein Buch? 
Darüber habe ich hier schon ein mal geschrieben, dort findet man auch die Bedingungen für den Erhalt von Titeln und die Kriterien, die Blogg Dein Buch an Rezensionen stellt. Einfach nach unten scrollen. ;-)

 "Berlin zum Mitmachen – Hands on Berlin. Dein einzigartiger Berlinbegleiter" ist als  Mitmach-Buch für Berlinbesucher_Innen deklariert, das aber ebenso für  Berliner_Innen funktioniert.
Es ist zweisprachig gehalten, in Deutsch und in Englisch, so dass ihr es gut an nichtdeutschsprechende Freund_Innen verschenken könnt. ;-)
Soweit mein Englisch mich nicht täuscht, bleibt der feine Humor, der sich durch das Buch zieht, auch im Englischen gut erhalten.

Klappentext:
" Dieses Buch will in Berlin dein Weggefährte sein. Ein praktischer Stadtbegleiter – kein Stadtführer – zum Mitmachen und Gestalten. Nimm es einfach überall hin mit und lass dich überraschen, was ihr zusammen daraus macht. Und – Keine Sorge – es will nur spielen."

Zunächst einmal, was macht man mit diesem Buch? 

Es versteht sich explizit nicht als Stadtführer und ist als solcher auch wirklich nicht zu gebrauchen. 

Die Beschreibung "Mitmach- TageBuch" träfe es vielleicht ganz gut. Das Buch ist derart gestaltet, dass es die Berlinbesucherin dazu auffordert, sich im Buch zu bestimmten Anlässen, Sehenswürdigkeiten oder mit Berlin verbundenen historischen Gegebenheiten zu verewigen. 

Meistens gilt es, etwas zu zeichnen. Sich selbst als König_In von Deutschland zum Beispiel. Das habe ich für Euch mal versucht, bitte eure Lachmuskeln festhalten, ich bin wirklich keine gute Zeichnerin ^^: 

In echt habe ich aber einen Hals und Ohren und gelungenere Proportionen. Ich schwöre!  Der Hermelin steht mir aber ganz gut, oder? 

 Auf der nächsten Seite kann man dann festhalten, welche Gesetze und Verbote man als König_In selbst erlassen würde. 
Direkt danach kann man ein Parteiprogramm schreiben, eine_n Politiker_In zu Ende malen und ihm oder ihr in einer Sprechblase die Meinung geigen. 

Auf einer Seite kann man nach Anleitung aus den Buchseiten ein im Buch verbleibendes Etui basteln, in das man dann seine Berlinale-Tickets einsortieren kann. 

Es gibt ein "Wer wird Berlinär"-Quiz,bei dem die Auflösungen zu den Fragen auf der Facebookseite des Verlags zu finden sind.

 Reizend auch das Berlinerisch-Quiz inklusive "Pillepalle", "Zieh Leine" und dem schönen Terminus "Molle", das ganz Hartgesottene aus der Eckkneipen-Happy Hour kennen, in Form von "Molle mit Korn" nämlich (wer musste googlen?).

Das Buch hangelt sich dabei entlang der Orte, die man so anguckt, wenn man Berlin besucht (glaub ich mal so, ich wohne ja hier). Es sind z.B. diverse Parks angeführt mit der Aufforderung, jeweils das Publikum zu skizzieren. Man bekommt einige Museen genannt und soll etwa Nofretete ein neues Make-Up verpassen – sogar das Thema "Raubkunst" wird gestreift, hui! Allerdings wurde das Jüdische Museum ausgelassen. 
Auch Typische Berliner Aktivitäten & Eigenheiten sind Zeichenanlass, etwa die schon sprichwörtliche Unfreundlichkeit der Berliner Taxisfahrer_Innen. Es ist wirklich eine Fülle von Möglichkeiten, sich zeichnerisch auszutoben vorhanden.




Ich habe mich für das Buch beworben, weil ich aussergewöhnliche und interaktive  Buchformate liebe

Ich mag es z.B. immer wieder, wenn Fitzek extra für ein Buch eine Internetseite generiert oder einen Zettel mit einer Telefonnummer (War`s doch?) in jedes Exemplar eines Thrillers einlegen lässt. Ich bin beeindruckt gewesen von Jodie Picoulds Idee, in "Schuldig" die Comiczeichnungen des Vaters mit abzudrucken, in denen die Familiengeschichte als typische Comicsaga erzählt wurde.

Und auch dieses Format eines persönlich zu gestaltenden Erinnerungsbuches finde ich sehr schön.

Wen könnte das Buch interessieren?

Das Buch ist weniger geeignet für einen kurzen Wochenendsaufenthalt. Denn dann könnte es geschehen, dass man vor lauter Zeichnerei zu wenig von der Stadt sieht, so eine Art "Ich mach noch schnell ein Foto"-Situation, bei der die Kommunikation mit einem Medium über die aktuell gegebene Realität diese Realität teilweise verdeckt.

Das Buch scheint mir passend für jemanden, der länger in der Stadt ist, ich würde es z.B. Jemandem schenken, der für sein erstes Semester Studium nach Berlin zieht und sich noch nicht so auskennt.
Oder jemandem, der regelmäßig in die Stadt kommt, um Freund_Innen und Familie zu besuchen und dabei gerne etwas von der Stadt sehen möchte.



Ich bin hoch erfreut darüber, dass durchgängig  das gender-gap verwendet wurde. Mehr davon! Wer in der Sprache unsichtbar ist, wird nicht mitgedacht und nicht mit assoziiert und wird so auch real unsichtbar gemacht.

Zu kritisieren finde ich es, dass das Buch keine Seitenzahlen hat, das ist einfach unpraktisch, falls man später auf eine Seite zurückkehren möchte muss man wie wild blättern.

Blöd ist auch ein Artikel mit dem Thema "No No-Go-Areas, Baby", in dem es heißt, man solle in den ärmsten Bezirken Rolex und teure Autos zu Hause lassen und der Begriff no-go ansonsten zum Witz darüber wird, dass man hier ständig in Hundehaufen tritt.

Der Begriff no-go-Area wurde, wir erinnern uns, 2006 im kontext der in Deutschland stattfindenden WM geprägt, als Schwarze Verbände und Migrant_Innenvertretungen nach Deutschland Reisende vor rassistischen Übergriffen warnten. Es gab eine Riesenmediendiskussion, deren Tenor wie so oft eher ein "Mimimi, wie können die sowas sagen" war.

Es gibt no-go-Areas. Sogar mitten in Berlin. Wenn du dir (und ich mir) keine Gedanken darüber machen musst, wo du nachts umsteigst, in welchen Bezirken du zum Rudern an den See fahren kannst und in welchen nicht, ob du den Wandertag in die Gärten der Welt lieber absagen sollst, tja, gut für dich und gut für mich, sowas nennt man "weiße Privilegien". Andere haben sie nicht und das auf arm-reich und Hundehaufenwitze runterzubrechen, auch wenn es ein Witz und Ironie ist, bringt`s nicht.


Fazit: 

Ein interessant gemachtes Mitmachbuch für zeichenaffine Menschen, die viel Zeit in Berlin und mit diesem Buch verbringen wollen. Sicherlich ein schönes Geschenk für Berlin-Besucher_Innen.
Ich bin etwas erschlagen von der schieren Fülle der Möglicheiten und würde bei einer Neuauflage Seitenzahlen anregen. 
Sehr positiv ist der Humor und die Zweisprachigkeit des Buches, ebenso das Thematisieren von Raubkunst und die geschlechtergerechte Sprache.

Die Seite mit dem Thema "No Go Area" war dafür eher daneben.

 "Berlin zum Mitmachen – Hands on Berlin. Dein einzigartiger Berlinbegleiter" ist 2012 im Del Medio Verlag erschienen. Bestellen  könnt ihr es hier für 12,90 €: klick

Viele Grüße! 

Katharina

4 Kommentare:

  1. Hmmmm, als Geschenk wirklich eine interessante Sache. Vielen Dank fürs Vorstellen :)

    Liebe Grüße...

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    1. Ist auf jeden fall mal etwas anderes und außergewöhnliches. ;-)

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  2. Das ist eine wirklich famose Sache.
    Leider wohn ich verdammt weit weg von Berlin und kann nicht mal einen geraden Strich malen.

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    1. Wie man oben sehen konnte, ist Zeichnen leider auch nicht mein Talent. ^^

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Danke für deinen Kommentar!
Ich habe nichts gegen Bloglinks, gucke aber sowieso bei jedem unbekannten Namen mal rüber. ;-)
Einen schönen Tag wünsche ich!