Dienstag, 22. April 2008

Alice im Wunderland I

Maria Kirk, von 1904. Alice fällt in das Kaninchenloch

Unter dieser Rubrik möchte ich Bilder von Alice und ihren Genossinnen und Genossen versammeln.
Hier ihr geistiger Vater: Lewis Carroll war das Pseudonym des Fotografen, Schriftstellers und Mathematikers Charles Lutwidge Dodgson, der von 1832 bis 1898 in Großbritanien lebte.
1865 veröffentlichte er sein bekanntestes Werk Alice’s Adventures in Wonderland, das eigentlich ein Kinderbuch ist, aber so virtuos mit Logik und phantastischen Einfällen spielt, dass bei Erwachsenen ebenso beliebt ist.
Das Buch wurde inspiriert durch eine Bootsfahrt auf der Themse, während der Lewis Carroll den drei Schwestern Lorina Charlotte, Alice Pleasance und Edith Liddell, Töchtern des Oxforder Dekans, eine Geschichte erzählte, die er erst unter dem Namen Alice's Adventures Under Ground und dann nach Erweiterungen als Alice's Adventures in Wonderland niederschrieb. Carroll war sich erst unsicher, ob er sein Werk überhaupt publizieren sollte. Er gab es in dieser Situation seinem Freund George MacDonald, der es seinen Kindern vorlas. Sein Sohn Greville war so begeistert, dass er sich wohl wünschte, es gäbe 60.000 Bände davon. Diese Begeisterung überzeugte Carroll.
Das Buch fand gleich nach seinem Erscheinen großen Anklang und viele begeisterte Leser. Dazu gehörten unter anderem der junge Oscar Wilde und Königin Victoria.
Die Geschichte wurde bisher 25 Mal verfilmt, die bekannteste Verfilmung ist wohl die von Walt Disney vonm 1952. Disneys Alice im Wunderland ist eine Kombination aus Lewis Carrolls Erzählungen Alice im Wunderland und Durch den Spiegel und was Alice dort fand. Der Film bemüht sich, sich nicht zu weit vom Original zu entfernen, ohne eins zu eins das Buch zu verfilmen, was ohnehin schwierig hätte werden dürfen. Der ursprüngliche Gedanke, die Original-Illustrationen der Bücher zu animieren, wurde aufgegeben und die Zeichner kreierten eine eigene Welt. Der sprechende Türknopf ist allerdings der einzige Charakter, der nicht in Carrolls Geschichten auftritt. Der von Oliver Wallace komponierte Soundtrack wurde für den Oscar nominiert. Mit etwas Recherchearbeit findet man übrigens bei youtube auch alte Fassungen aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Die kleine Alice Lidell (links) war Vorbild für Alice im Wunderland.
Immer wieder ist zu lesen, dass Caroll pädophil veranlagt gewesen sei und seine Liebe zu Alice Lidell keine väterlich-platonische sondern eine schwärmerisch-libidinöse gewesen wäre.

Eine Möglichkeit, woher diese Gerüchte stammen könnten, sieht http://de.wikipedia.org/wiki/Lewis_Carroll in Carrolls Beschäftigung mit der Fotografie: 1856 begann Carroll, sich mit der damals neuen Kunst der Fotografie zu beschäftigen. Er konnte die Fotografie für sich zum Ausdruck seiner persönlichen Philosophie nutzbar machen. Diese Philossophie bestand in
Carrolls Glauben an die Göttlichkeit dessen, was er „Schönheit“ nannte, womit er wohl einen Zustand der ästhetischen und physischen Perfektion meinte.
Seine Lieblingsmotive für die Fotografie waren berühmte Personen und kleine nackte Mädchen, was die Ursache von Gerüchten über Carrolls mögliche pädophile Neigungen war.

Carroll fabrizierte 1871 eine eigener Fortsetzung Durch den Spiegel und was Alice dort fand. Der Roman hat außerdem zahlreiche Fortsetzungen und Parodien nach sich gezogen und Autoren bei der Wahl ihres Titels und Sujets beeinflusst. Die Parallelen sind z.B. ganz deutlich in Jeff Noons Alice im Automatenland

Auch in die Medizin ist der Name des Romans eingegangen: Das Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet eine Erkrankung, bei der PatientInnen sich selbst oder ihre Umgebung in veränderter Weise, oft verkleinert oder vergrößert, wahrnehmen.
Wer das Buch nicht besitzt, kann die englische Version hier online lesen, viele Bilder aus der Geschichte, von Zeichnern aus allen Jahrzehnten gibt es auch:
http://www.the-office.com/bedtime-story/classics-aliceinwonderland.htm
Die deutsche Version findet sich online auf der Symbolon-Seite:http://www.symbolon.de/downtxt/alice.htm

1.Bild: Marshall Vandruff, 1993
2.Bild: A.E. Jackson, 1915
3.Bild: Sir John Tenniel, 1865

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